Forschung
1847 prägte DUMONT zum ersten Mal in einer Veröffentlichung den Begriff "Terrain rhenan du devonien inferieur", der als "Unterdevon" übersetzt wurde. Ein Jahr später unterteilte er das Unterdevon in einer neuen Arbeit in "Gedinnien, Coblentzien und Ahrien".
1854 bzw. 1855 veröffentlichten der Koblenzer Lehrer WIRTGEN und der Regierungsrat ZEILER ihre Arbeiten über Versteinerungen der rheinischen Grauwacke aus der Umgebung von Koblenz. Der bekannte Koblenzer Professor Johannes MÜLLER bearbeitete darin die Seelilien.
1849-56 veröffentlichten die Gebrüder SANDBERGER ihre berühmte, mit einem prächtigen Tafelband ausgestattete Publikation "Die Versteinerungen des rheinischen Schichtensystems in Nassau".
Darin beschrieben sie viele neue Fossilien, unter anderem aus dem Mittelrheingebiet.
1870 übersetzte KAYSER in seiner Arbeit über die devonischen Bildungen der Eifel das "Coblentzien" von DUMONT mit "Coblenzschichten", wobei es sich hierbei um Schichten unterhalb des "Ahrien", des späteren "Unter-Emsiums" handelte.
1881 erschien von KOCH eine Arbeit über die Gliederung der rheinischen Unterdevonschichten zwischen Taunus und Westerwald. In dieser Arbeit übertrug er den Namen "Coblentzium" willkürlich auf Schichten, die DUMONT "Ahrien" nannte. Die Folge war, dass für zwei unterschiedliche Schichten bei verschiedenen Autoren derselbe Name "Koblenzschichten" existierte. Um diese unbefriedigende Situation zu klären, schlug 1900 DE DORLODOT vor, das "Coblentzien" DUMONTs in "Siegenium" und das "Ahrien" desselben Autors in "Emsium" umzubenennen, wobei die Städte Siegen und Bad Ems Pate standen. Es sollte aber noch ein halbes Jahrhundert dauern, bis sich dieser Vorschlag durchsetzte.
Gleichzeitig mit KOCH untersuchte MAURER die Reihenfolge der Schichten im Profil des Rheintals von Braubach bis Vallendar, die er 1882 veröffentlichte. MAURER führte zum ersten Mal den Namen "Hohenrheiner Stufe" für eine Schichtfolge ein, die im Steinbruch oberhalb der Hohenrheiner Hütte bei Niederlahnstein aufgeschlossen war. Ebenso definierte er zum ersten Mal den "Koblenzquarzit" als ältesten Teil der "Oberkoblenzstufe". Diese geologischen Aufnahmen wurden von KAYSER im Auftrag der Königlich-preußischen Geologischen Landesanstalt zu Berlin fortgeführt und 1892 in der ersten geologischen Karte von Koblenz und Bad Ems zusammengefasst.
In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde von dem Koblenzer Oberpostrat SCHWERD eine bedeutende Sammlung von ca. 13000 Fossilien des Rheinischen Unterdevons angelegt, die noch heute eine Grundlage für die wissenschaftliche Bearbeitung von Unterdevon-Fossilien darstellt. So hatten insbesondere BEUSHAUSEN (1895) und FRECH (1891) mit ihren heute noch wegweisenden Arbeiten über unterdevonische Muscheln auf die Koblenzer Sammlung von SCHWERD zurückgegriffen und zahlreiche neue Formen beschrieben, deren ursprünglicher Fundort Koblenz war. Teile dieser Sammlung wurden bis zum Beginn des 2. Weltkrieges im Koblenzer Schloßmuseum ausgestellt. Folgende Namen sind bei der paläontologischen Erforschung des Mittelrheingebietes darüber hinaus noch zu erwähnen: FRECH, SCUPIN, FUCHS, JÄKEL, DAHMER, RICHTER und SCHMIDT. In diesem Zusammenhang kommt auch dem Koblenzer Gymnasialprofessor Otto FOLLMANN große Bedeutung zu. In über 30jähriger Sammeltätigkeit hat er viele neue Fundpunkte entdeckt und beschrieben. 1925 veröffentlichte er "Die Koblenzschichten am Mittelrhein und im Moselgebiet" und beschreibt alle dort bis dahin bekannten Fundorte mit umfangreichen Fossillisten, die sich auf seine und SCHWERD's Aufsammlungen begründen. FOLLMANN unterteilte die Koblenzschichten nach Orten, an denen die Schichten auftreten. Seine exakten Arbeiten im Gelände und deren Auswertung bildeten die Grundlage der zweiten geologischen Karte von Koblenz, die im Jahr 1933 von >QUIRING und SCHMIERER herausgegeben wurde. Leider wurde die umfangreiche Fossiliensammlung FOLLMANN's nach seinem Tode verstreut und ging teilweise verloren. Reste besitzt das Paläontologische Institut der Universität Bonn.
1936 erschien eine Arbeit von SOLLE über den "Koblenzquarzit" an Rhein und Mosel. In Ergänzung dazu veröffentlichte DAHMER (1948) eine Publikation über den Koblenzquarzit vom Kühkopf bei Koblenz. Grundlage dieser Arbeit war das von dem Koblenzer Sammler Josef HEFTER zusammengetragene Material. Besonders hervorzuheben ist die erfolgreiche Sammeltätigkeit HEFTER's im, durch viele Pflanzenfunde berühmten, Alkener Steinbruch. Dort fand er umfangreiches Material von frühen Spinnentieren und Seeskorpionen, die allesamt von STOERMER in den 1970er Jahren in einer Folge von Publikationen beschrieben wurden. Darunter befanden sich auch die zur damaligen Zeit ältesten bekannten landlebenden Spinnentiere.
In den Jahren 1952 und 1953 wurde der Vorschlag von DE DORLODOT aus dem Jahr 1900 auch in Deutschland aufgegriffen, um das Nebeneinander von verschiedenen Schichten mit demselben Namen in der deutschen und romanischen Literatur zu bereinigen. Die geologischen und paläontologischen Gesellschaften sowie die geologischen Landesämter beschlossen den bis dahin in Deutschland gebräuchlichen Namen "Koblenzstufe" in den international gebräuchlichen Namen "Ems-Stufe" umzubenennen. Heute wird das Unter-Devon auf internationaler Ebene entsprechend der Beschlüsse der internationalen Subkommission für Devon-Stratigraphie in die Stufen Lochkovium, Pragium und Emsium eingeteilt. Da diese internationale Einteilung aber in unserer Region, aufgrund abschnittsweise fehlender Leitfossilien, nicht mit ausreichender Genauigkeit durchzuführen ist, betrachten wir es als legitim die klassische Stufengliederung in Gedinnium, Siegenium und Emsium, wie sie im Rheinischen Schiefergebirge entwickelt wurde, einstweilen beizubehalten.
Es würde hier zu weit führen alle in neuerer Zeit erschienen Arbeiten, die das Unter-Devon des Rheinischen Schiefergebirges im Raum Koblenz betreffen, aufzuführen. Beispielhaft genannt sei WUNDERLICH (1970), der im Steinbruch Nellenköpfchen bei Urbar Gezeitenablagerungen des Unter-Devon-Meeres nachweist, ähnlich denen an der heutigen Nordseeküste.
IDie Arbeiten von MITTMEYER zwischen 1974 und 1983 befassen sich mit der genauen Aufnahme der Fossilhorizonte, um die einzelnen Unter-Devon-Stufen anhand charakteristischer Fossilien gegeneinander abgrenzen zu können. Die heute übliche Namensgebung für einzelne Schichten begründet sich im wesentlichen auf diese Arbeiten MITTMEYER's. Ortsbezeichnungen typischer Fundpunkte des Mittelrheingebietes wurden als Namen für geologische Zeitabschnitte übernommen. So arbeitet der Geologe heute mit Schichtbezeichnungen wie Rittersturz-, Nellenköpfchen-, Hohenrhein- oder Laubach-Schichten, deren Typuslokalitäten sich im Raum Koblenz befinden.
1990 publizierte WENNDORF eine umfangreiche monographische Darstellung der homalonoten Trilobiten aus dem Rheinischen Schiefergebirge.
Auch heute sind viele Fragen, die das Unterdevon im Mittelrheingebiet betreffen, noch nicht in allen Einzelheiten geklärt und das Interesse an der geologisch/paläontologischen Erforschung dieses Raumes hält ungebrochen an. Dies bezeugen die vielen neueren Arbeiten, die beispielsweise von Mitarbeitern der Universität Bonn, des Forschunsinstitutes Senckenberg (Frankfurt a.M.), des Landesamtes für Geologie und Bergbau (Mainz) und des Landesamtes für Denkmalpflege, Referat Erdgeschichte (Mainz) verfasst wurden.